In der Speicherstadt in Hamburg residieren die VR-Nerds mit ihrem VRHQ – wir haben sie besucht und Tower Tag gespielt. Und ein Video für euch aufgenommen.
Update 04. März:
Tower Tag ist beim Deutschen Computerspielepreis in gleich zwei Kategorien nominiert: Beste Innovation und bestes Gamedesign, jeweils dotiert mit 40.000 Euro. Auf der Seite des Computerspielepreises gibt es eine Übersicht aller Nominierungen und auch der Konkurrenz für Tower Tag in den jeweiligen Kategorien.
Originalmeldung:
Ein Besuch in Hamburg lohnt sich bekanntlich immer, wenn man ihn aber mit Virtual Reality verbinden kann wird es für uns Nerds natürlich doppelt spannend. Nun residiert das HQ der VR-Legion zwar in Paddelboot-Reichweite zu den VR-Nerds, wir haben es aber erst jetzt geschafft, ihr neues VRHQ einmal zu besuchen.
In der historischen Speicherstadt, direkt in einem der nicht minder historischen Speichergebäude mitten im Hafen residieren die VR-Nerds seit 2018 zusammen mit Spice VR, Noys VR und Spherie im Kreativspeicher M28. In unmittelbarer Nähe zur Elbphilharmonie, dem Miniatur-Wunderland und den Hamburg Dungeons eine durchaus verlockende Location, die zudem von der Hamburg Kreativ Gesellschaft und der HHLA gefördert wird.
Während die Büroräume sich ein paar Etagen weiter oben befinden, ist das Erdgeschoss eine für Besucher und vor allem VR-Fans offene Lounge mit Bar, VR-Arcade, kleinem Kino und kuscheliger Musik. Noch befindet sich der Bereich allerdings im Aufbau, so dass noch nicht alle geplanten VR-Attraktionen nutzbar sind. Auch die Bar wirkt noch verwaist, in Zukunft könnte es hier aber viele gemütliche VR-Treffen in einer einmaligen Umgebung geben. Wir würden es uns wünschen!
Wer nicht nur plaudern und entspannen will, kann aber auch Tower Tag spielen. Das Spiel ist zwar kostenpflichtig – eine halbe Stunde kostet 15 Euro, am Samstag sind es nur 10 Euro – aber nachdem wir einige Runden gespielt haben gibt es eine uneingeschränkte Empfehlung, auch für VR-Einsteiger.
Tower Tag: VR-Multiplayer mit eSports-Potential
Das von den VR-Nerds selbst entwickelte Tower Tag ist konsequent für den Einsatz in VR-Arcades ausgelegt und setzt auf extra-Immersion durch Feedback-Westen, einen Waffencontroller mit realistisch wirkendem Gewicht und eine Säule in der Mitte der Spielfläche. Bitte, was?
Jeder Spieler steht bei Tower Tag in einem (geschätzt) 1,5-2 qm großen Feld, in dessen Mitte eine hübsch beleuchtete Säule emporragt. Diese wird im Spiel natürlich getrackt, so dass das Hindernis tatsächlich als Deckung genutzt werden kann. Gleichzeitig gibt sie VR-Einsteigern ein wenig Halt in der Realität und VR-Enthusiasten mehr Immersion. Mit Pech auch angeschrammte Kniescheiben – nach mehreren Jahren Wohnzimmer-VR ignoriert man ja Hindernisse in der Spielwelt mitunter. Tut aber fast nicht mehr weh.
Die Kabelführung ist sinnvoll über dem Kopf angebracht, ich habe mich beim Umgreifen der Waffe aber ein paar mal trotzdem im Kabel verheddert. Bei so vielen Spielstationen ist eine kabellose VR-Lösung aber technisch eher nicht machbar, gestört hat es auch eher nicht. Übrigens: Ihr zockt unter einer Vive Pro und nicht mal mit Pimax-Erfahrungen im Hinterkopf ist mir das eingeschränkte FoV der HTC-Brille aufgefallen – wahrscheinlich weil Tower Tag in einer eher dunklen Arena spielt, bei der man die Bildschirmränder eh nicht erkennt.
Mit Feedback-Weste und Waffencontroller
Zusätzlich tragt ihr eine Feedback-Weste von bhaptics. Diese erkennt Treffer und sorgt an der passenden Stelle für ein leichtes Druckgefühl. Ein netter Effekt in einer VR-Arcade, einen Kauf der recht teuren haptischen Weste fürs private VR-Setup rechtfertigt das Ergebnis aber zumindest in meinen Augen aber nicht.
Zwar können Spielrunden auch mit Bots gefüllt werden, am meisten Spaß bringt Tower Tag aber mit echten Mitspielern. Team-Koordination per Voice-Chat ist dabei durchaus sinnvoll.
Sogar beim Wacken Open-Air gabs Tower Tag
Es gibt mehrere Spielmodi in denen wir entweder die Spieler des gegnerischen Teams abballern oder Türme erobern. Das geht einfach: Schießen wir mit unserer (realistisch nachgebildeten) Waffe über einen Turm, erscheint ein Lasso mit dem wir uns über den dazwischenliegenden Abgrund ziehen können. Tatsächlich besteht das Spielfeld aus mehreren Quadern mitsamt mittigem Turm – jeder Quader entspricht dabei genau unserer Spielfläche.
Das Spiel bietet so eine eingeschränkte freie Bewegung rund um die Säule in der Mitte und einen Quader-zu-Quader-Teleport mit dem Lasso. So ist free Locomotion über Touch- oder Thumppads nicht nötig, was sich auch positiv auf die Gefahr von Motion Sickness auswirken dürften. Die Fortbewegung ist außerdem sehr intuitiv und sorgt auch für ein flottes Gameplay.
Fürs VR-Wohnzimmer gibt es Tower Tag allerdings nicht, wenn ihr es spielen wollt, müsst ihr euch tatsächlich vor die Haustür und in eine VR-Arcade bewegen.
Gemeinsame Büros und VR-Labor
Ein paar Stockwerke weiter oben befinden sich dann die Büros. Dort arbeiten nicht nur die VR-Nerds an ihren eigenen Projekten und der Webseite sondern auch ihre Kollegen von Spice VR, Noys VR und den Kameradrohnen-Entwicklern Spherie. Das ergibt natürlich praktische Synergieeffekte, auch in Verbindung mit dem offenen Erdgeschossbereich, den alle mitnutzen können. Das gilt auch für die im fünften Stockwerk zwischen den VR-Firmen eingequetschten Studenten der HAQ mit ihrem eigenen VR-Labor.
In Zukunft soll die Besucherfläche neben der Arcade auch weitere VR-Attraktionen bieten. Eine Schwebegondelfahrt über die Elbe beispielsweise, in VR aber in einer echten Gondel sitzend. Und eine VR-Experience im Umfeld eines Teilchenbeschleunigers, passend zur ebenfalls in Hamburg residierenden DESY mit ihrem unter der Stadt angelegten Teilchenbeschleuniger. Außerdem sollen an verschiedenen frei nutzbaren VR-Stationen auch Einsteiger in die virtuelle Realität geführt werden.
Fazit
Ein Besuch im VRHQ in Hamburg lohnt sich, vor allem auch wenn ihr ein paar Euro in Tower Tag investiert und nicht nur die dort ausgestellten VR-„Antiquitäten“ wie eine Oculus Rift DK1, HTC Vive Pre oder VFX-1 anschaut. Außerdem sind die VR-Nerds sehr nett, danke noch einmal für den Rundgang durch die Büroräume! Leider sind die Räumlichkeiten etwas versteckt, sehr viel Laufkundschaft dürfte sich nicht rein zufällig dorthin verirren. Umso wichtiger also, dass ihr die Location und Tower Tag selbst ausprobiert. Am Samstag kostet eine halbe Stunde pro Person nur 10 Euro. Ihr könnt aber mit einer ganzen Gruppe buchen, schließlich kann es nie schaden, das eigene Team dabei zu haben.
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