Nintendo Labo VR-Set im Test: Lohnt sich die VR-Brille aus Pappe?

Nintendo Labo VR mit Zelda und Mario VR

Das Nintendo Labo VR-Set hat regelrecht einen kleinen Hype ausgelöst. Ob es den Erwartungen wohl gerecht werden kann?

Nintendo und die virtuelle Realität sind bisher wahrlich keine guten Freunde gewesen. Nicht ohne Grund wird das Virtual Boy Desaster von 1995 gerne als Negativbeispiel genannt. Jetzt, fast 24 Jahre später, trauen sich die Japaner mit dem Nintendo Labo VR-Kit noch einmal ans Thema heran. Wir haben das Set für euch getestet und klären, ob der Versuch geglückt ist. Das Ganze aus der Sicht eines PCVR Spielers.

Vorab sei aber schnell die Frage geklärt, was sich überhaupt hinter Nintendos Labo Produkten verbirgt. Nun, bei den Labo Kits handelt es sich um Bastelsets, die das klassische und digitale Spielen vereinen. Jedem der Labo Kits liegen also sowohl eine Softwarekarte für Nintendo Switch sowie einige, vorgestanzte Pappbögen und ein wenig Zubehör bei. In der Software befinden sich dann interaktive Anleitungen zum Aufbauen der „Toy-Cons“, sowie Spiele und Erklärungen zu diesen. Der Fokus der Labo Sets liegt also eher auf der jüngeren Zielgruppe. Dies heißt aber nicht, dass ältere keinen Spaß damit haben dürfen – im Gegenteil.

Ran an die Pappe

Auf den Aufbau-Aspekt des VR-Kits wollen wir nur kurz eingenen, denn dieser unterscheidet sich nicht wirklich von dem der anderen Labo Sets. Das Aufbauen ist nicht sonderlich schwer, macht aber durchaus Spaß. Vor allem den kleinen dürfte das Falten und Zusammenstecken der einzelnen Teile sehr gut gelingen, auch wenn es an einigen Stellen mal ein wenig knifflig werden kann. Die Anleitungen sind sehr klar gestaltet und komplett interaktiv. Auf dem Bildschirm der Switch ist das Pappstück abgebildet, mit dem wir aktuell arbeiten. Animationen zeigen dann, wo es zu falten, kleben und stecken gilt – das Ganze mit frei beweglicher Kamera und der Möglichkeit, vor und zurückzuspulen.

Die Komplexität der Papp-Konstrukte solltet ihr jedoch nicht unterschätzen, das Zusammenbauen aller Toy-Cons im kompletten VR-Kit dauert ca. 7-12 Stunden (im Basis Kit ca. 2,5-4 Stunden). Dies hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die Toy-Cons extrem stabil gebaut sind. Kaputt sollte keins eurer Werke so einfach gehen.

VR-Brille

Im folgenden gehen wir jeweils auf die Toy-Cons und ihre einzelnen Spiele ein. Den Anfang macht die VR-Brille des Kits. Wie bereits erwartet ist der Display der Switch Konsole nicht wirklich für VR Anwendungen geeignet, schlägt sich in unserem Test aber trotzdem gut. Das Display löst mit 1280 x 720 Pixeln auf. Pro Auge bleiben also in etwa 640 x 720 Pixel übrig. Das heißt, dass das Display der Switch noch deutlich schlechter auflöst, als das der Oculus Rift oder HTC Vive. Diese haben eine Auflösung von 1080 x 1200 Pixeln pro Auge.

So sieht das Bild in etwa durch die VR-Brille aus.

Im Gebrauch reicht die Auflösung der Switch für VR unserer Meinung nach aber noch gerade so aus. Viel mehr stören jedoch die 60Hz des Switch Bildschirms. Schnelle Bewegungen sehen wegen der, für VR recht geringen 60 Bilder pro Sekunde, verschwommen aus. Auch wenn diese Limitation aktuell nur im Blaster Minispiel wirklich auffällt, könnte sie sich vor allem beim VR-Modus von Breath of the Wild negativ auf das Spielerlebnis auswirken.

Die Linsen der VR-Brille sind sehr groß, ebenso scheint der Sweetspot (der Bereich, in dem das Bild scharf erkennbar ist) recht groß zu sein. Für Brillenträger ist zudem massig Platz im Gehäuse, hier dürften auch die dicksten Brillen noch Platz finden. Aus diesem Grund fällt jedoch relativ viel Licht in das Gehäuse ein, welches sich beim Spielen durch Reflektionen auf den Linsen bemerkbar macht. Wir empfehlen daher, den Raum etwas abzudunkeln.

Spielerisch bietet die VR-Brille nur den VR-Raum und die Toy-Con Werkstatt. Ersterer enthält viele kurze Minispiele. Darunter zum Beispiel ein Kranspiel oder ein Flipper. Gebaut wurden diese mit der Toy-Con Werkstatt, einer Art Gamemaker für das VR-Kit. Darauf gehen wir aber später noch einmal genauer ein. Der Entdecken Bereich der Software bietet außerdem 33 kurze 180° 3D Videos. Übrigens: Alle Toy-Con lassen sich auch ohne die VR-Brille verwenden. Die Spiele laufen dann in einem Klassischen 2D Modus auf dem Switch Bildschirm.

Blaster – das Highlight

Der Blaster, welcher neben der VR-Brille ebenfalls im Basis Kit enthalten ist, bringt zwei Spiele mit sich. Das erste der beiden Spiele, welches den originellen Namen „Blaster“ trägt, ist ein klassischer Rail Shooter. Eine Stadt wurde von Aliens eingenommen und wir müssen so viele dieser Kreaturen wie nur möglich ins jenseits schicken. Die Grafik erinnert dabei ein wenig an Splatoon.

Der Schwierigkeitsgrad des Spiels ist sehr angenehm. Durch eine Bestenliste, welche auch die Trefferquote und die Anzahl der abgeschossenen Aliens mit einbezieht, kann das Spiel unserer Meinung nach auch auf Dauer motivieren. Wenn alle Levels geschafft wurden, wird zudem ein Schnellspiel Modus freigeschaltet, in welchem diese erneut in einem speziellen Experten-Modus gemeistert werden können.

Das zweite Spiel des Blasters, „Futter frei“, ist ein für den Lokalen Mehrspieler ausgelegtes Party-Spiel. Einer der beiden Spieler beginnt und versucht, einem oder mehreren Nilpferden ein Stück Obst in den Mund zu schießen. Gelingt dies, schwimmt das Nilpferd in die Zone des Spielers. Dann wird der Blaster an den anderen Spieler weitergegeben. Wenn alle Obststücke verschossen sind, gewinnt der Spieler mit den meisten Nilpferden in seiner Zone.

Das Gameplay von „Futter frei“ kann uns überzeugen. Wie lange es jedoch Spaß macht, bleibt fragwürdig – die Runden ähneln sich doch sehr. Für gelegentliche Duelle eignet sich das Spiel aber auf jeden Fall. Zusammenfassend bewerten wir den Blaster als das beste der Toy-Cons im VR-Kit (die VR-Brille ausgenommen).

Die Toy-Con Kamera

Mit der Toy-Con Kamera kommen ebenfalls zwei Minispiele daher. Spiel nummer eins, „Ozean-Kamera“, ist ist eine Foto-Safari durch die Tiefen des Ozeans. Es gibt ein Album mit Missionszielen, diese Fotos müssen dann zusammengesammelt werden. Selbiges gilt für das zweite Spiel, welches essenziell das gleiche Prinzip verfolgt. Anders ist nur, dass wir uns nun in einem Haus mit einer flauschigen Kreatur befinden, und dort unsere Missionen verfolgen.

Abgesehen von der wirklich super funktionierenden Kamera Steuerung wirken die Spiele leider recht eintönig. Es passiert nicht sonderlich viel und es gilt wirklich einzig und allein, Fotos zu machen. Für etwas erfahrene VR Nutzer ist dieses Konzept verdammt langweilig. Für Neulinge jedoch wirkt das Konzept wie ein guter einsteig in die virtuelle Realität.

Malen und rätseln mit dem Elefanten

Kommen wir nun zum wahrscheinlich technisch besten Toy-Con des VR-Kits – dem Elefanten. Dieser erlabt es, einen Controller räumlich zu tracken. Dies funktioniert über die Infrarot-Kamera des rechten Joy-Con.

Eins der Minispiele, die mit dem Elefanten spielbar sind, nennt sich „Murmel-Bahn“. Dabei handelt es sich um ein Rätselspiel, in welchem wir eine Murmel ins Ziel bringen müssen. Dies gelingt durch die geschickte Positionierung von Bahnteilen und Röhren im Raum – später lässt sich ebenfalls die Schwerkraft umkehren. Der Schwierigkeitsgrad ist vor allem in den späteren Levels recht hoch. Zudem lassen sich eigene Rätsel kreieren und speichern, was das Minispiel super abrundet.

Das zweite Minispiel ist ein Zeichenprogramm. Ähnlich wie bei Googles Tilt Brush lassen sich Kunstwerke in 3D zeichnen und mit Effekten versehen. Für kreative Köpfe ein sehr cooles Tool. Der Elefant ist daher ebenfalls eins der besseren Toy-Con im Set.

Vogel und Windpedal

Als letzte Toy-Con sind Vogel und Windpedal an der Reihe. Insgesamt lassen sich drei Minispiele mit den Toy-Con spielen. Beim Spiel „Vogel“ gilt es, auf einer großen Insel Küken mit Futter zu versorgen. Dazu muss zunächst ein Kükenei gefunden, danach Futter eingesammelt und dann Küken übergeben werden. In „Flinker Vogel“ gilt es, die möglichst beste Zeit in einem Flugparkour aufzustellen.

Das letzte Spiel, „Ausweichhüpfer“, ist eine Art Endless-Runner. Es fliegen Bälle auf uns zu. Durch drücken des Windpedals im richtigen Moment muss man nun auf die Bälle springen oder einen Kopfball machen. Alle drei Minispiele konnten uns nicht wirklich überzeugen. Sie werden relativ schnell langweilig, bieten keine wirkliche Herausforderung – vor allem im Vergleich zu den Blaster und Elefanten Minispielen. Kurz gesagt: die Langzeitmotivation der drei Spiele ist nicht wirklich gegeben.

Toy-Con Werkstatt (VR)

Ein echtes Highlight des Nintendo Labo VR-Kits ist die Toy-Con Werkstatt. Hier ließen sich in früheren Labo Kits eigene Toy-Con kreieren. Diese Funktion ist auch weiterhin vorhanden, neu ist aber, dass sich jetzt auch komplette Spiele in der Werkstatt erstellen lassen. Dies gilt für VR-Spiele, aber auch für Klassische „Flat-Games“.

Die Funktionen reichen von simpel bis sehr komplex. Bis man den Dreh in der Werkstatt also wirklich raus hat, können einige Tage oder Wochen vergehen. Vor allem in Zukunft dürften in diversen Foren neue und interessante Labo VR Spiele auftauchen. Schade nur: die Kreationen lassen sich nicht hochladen. Neue Spiele müssen also entweder selber gemacht oder nachgebaut werden. Dennoch ist diese Tool der perfekte Einstieg in die Welt der Videospielentwicklung.

Entdecken mit Labo VR

Zu guter Letzt gehen wir noch kurz auf den Entdecken Modus der Software ein. Hier gibt es einfach verständliche Erklärungen, wie die einzelnen Toy-Con und Virtual Reality im generellen funktionieren. Unterlegt ist das Ganze mit lustigen Dialogen und Videos. Vor allem für die kleineren sollte der Entdecken Modus sehr interessant sein.

Fazit

Das Nintendo Labo VR-Kit ist ein super Einstieg in die virtuelle Realität. Auch wenn die technischen Limitationen der Switch das Ergebnis nicht 100% Perfekt machen, bietet das Kit eine solide und spaßige VR-Erfahrung. Da uns vor allem der Blaster zugesagt hat, empfehlen wir das VR-Set Basispaket mit Blaster. Wer dann noch Lust auf mehr hat, sollte das Erweiterungspaket mit Elefant und Kamera besorgen.

Vor allem die Updates für Maio Odyssey und Breath of the Wild Ende April sollten die Investition in das VR-Set rechtfertigen. Wenn besagte Erweiterungen erschienen sind, testen wir sie natürlich für euch. Wir bedanken uns ebenfalls bei Nintendo für die Bereitstellung des VR-Kits.

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2 Kommentare

  1. Ich bin ein übergewichtiger Haufen von amphibischer Urscheiße! Ich hoffe Ihnen weitergeholfen zu können. Hauen Sie weiterhin auf die Leberwurst,
    Timmy dit Vieh

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