Tinos Streifzug durch cyubeVR – Eine Liebeserklärung eines Gastautoren

Und wieder hat sich ein Gastautor (heute: Tino) so sehr in ein Spiel verliebt, dass er aus dem Schwärmen nicht herauskommt: Das ist kein Test, das ist eine Liebeserklärung, verwechselt es nicht.

„Das ist.. anders.“ denke ich mir so. Gerade eben starrte ich noch auf ein grünes Logo mit einem Baum auf Blöcken, vor einem weißlichen Hintergrund mit sanft schwebenden und unscharfen Partikeln. Es wirkte irgendwie erfrischend anders, ein bisschen Indie-Retro-Charme vielleicht. Die mittelalterlich angehauchte und entspannte Lademusik dazu ist mittlerweile Vogelgezwitscher und sanften Streichern gewichen und ich stehe in einem Tal voller Blumen und Gräser, die sich sanft hin und her wiegen.

 

Weiter hinten liegt ein beschauliches Wäldchen und noch weiter hinten tut sich ein gigantisches Gebirge auf, was schon leicht in Nebel gehüllt ist. Es ist offensichtlich Tag in cyubeVR, so heißt das Spiel mit dem unaussprechlichen Name. Sonnenstrahlen brechen durch Zweige und blenden mich doch tatsächlich und ich drehe mich automatisch etwas weg.. und irgendwas fällt jetzt vom Himmel, ganz langsam, sanft und leise.

Das sind Schneeflocken ! Intuitiv hebe ich Kopf und Arme und öffne meine Handflächen, wie ein kleines Kind . Die noch eben grüne Wiese.. Moment, eigentlich sind das ja nur Blöcke mit Erde und Grastextur oben drauf.. wird langsam weiss. Alles wird weiss, auch die Bäume weiter hinten werden in ein weisses Kleid getaucht. Das Schneetreiben ist ziemlich dicht geworden und ich stehe plötzlich inmitten einer prächtigen Winterlandschaft!

Das haste so noch nicht gesehen!

„Wunderschön!“ denke ich nur. Liegt es daran das die Schneeflocken so realistisch zu Boden taumeln, an der Menge der Flocken, der Textur wie die Pappschneeflocken dargestellt werden, der sanften Musik oder doch am gleißenden Licht mit weichen Schatten und Bloom-Effekt was mich jetzt umgibt?

 

Es ist einfach alles! Es sind wohl all diese Details auf die hier jemand großen Wert gelegt hat und obwohl ich ja gerade garnix zu tun habe, in diesem Spiel, verspüre ich absolut keine Langeweile sondern bin einfach nur fasziniert ob dieser wundersamen und doch vertrauten Kulisse.

Nach diesem ersten Staunen, was wohl schon eine Viertelstunde lang ging  schaue ich mich mal genauer an. Ich bin.. aus Händen oder besser braunen Lederhandschuhen mit einem königlich anmutenden, gelb leuchtendem Löwenemblem auf dem Handrücken. Ich drehe meine schwebenden Hände und schaue sie mir aus nächster Nähe an. Sogar die Nähte und der matte Glanz des Materials sind gut erkennbar, Richard Löwenherz?  Wie auch immer, ich fühle mich jetzt schon priviligiert, zu Höherem berufen beim Anblick meiner Hände.

Erste Schritte in MEINER Welt!

Mit den Trigger- oder Grabtasten des Oculus Touch Controller kann ich auch eine Greifbewegung ausführen. Ich bücke mich und zack hab ich eine Blume aus dem Boden gerissen oder was davon übrig ist, ein roter Klumpen. Ich lass ihn wieder fallen, wo soll ich auch hin damit.. das Texttutorial im Titelbildschirm hatte ich nach den ersten zwei Seiten einfach mal mutig übersprungen, was sich jetzt bemerkbar macht, egal. Ich finde das schon heraus. Mit dem linken Analogstick laufe ich jetzt gemütlich durch die beschauliche Landschaft.

 

Höhenunterschiede werden mit Würfelblöcken (die 0,5m Kantenlänge haben, wie ich später im Discord noch vom Entwickler erfahren soll) dargestellt und mein Avatar passt sich sanft der jeweils neuen Laufhöhe an, sehr schön. Ich kann so maximal eine Blockhöhe besteigen. Mit dem rechten Analogstick drehe ich mich in Winkelschritten dem sog. snap turn um die eigene Achse, .. vielleicht kann man es noch einstellen denke ich (wie ich später herausfinde, gibt es natürlich auch smooth turn). Auf jeden Fall ist diese Drehmethode gut bei schwachem Magen (Motion Sickness), gerade für Anfänger.

Hier sagen sich Hirsch und Hase gute Nacht

Mein Blick schweift durch die Gegend und da hinten steht tatsächlich ein Hirsch! Nix wie hin und das Tier mal streicheln. Mensch! Sieht der realistisch aus vom Geweih, über das Fell.. und Schnee bekommt er sogar auch mit ab, wieder an ein Detail gedacht.

Gefällt mir! Und da auf dem Boden sitzen doch auch noch Hasen, zack schon zappelt einer in meiner Hand. Ja man kann sie in VR durch Bücken und Anfassen hochheben und sie mögen das überhaupt nicht . Ich lass dem Rammler schnell wieder in die Freiheit und schaue mich weiter um.

Es werden jetzt immer mehr Hirsche, jetzt wo ich förmlich nach ihnen Ausschau halte. Die meiste Zeit stehen sie herum, schauen sich um oder gehen ein paar Schritte. Ihr Höhenwechsel von Block zu Block wirkt etwas unbeholfen, aber letztlich mag ich diese konträre Mischung aus simplen, grobschlächtigen und aufwändig texturierten Blöcken ala Minecraft und dem Realismus von Wetter, Licht/Schatten, Flora und Fauna, alles wirkt irgendwie erwachsener, schöner, glaubwürdiger.

Und nu? Was kann ich denn jetzt hier machen?

In der Ferne habe ich plötzlich was Leuchendes ausgemacht. Beim Näherkommen höre ich eine Art Klingeln, das Leuchten entpuppt sich als ein mit ? bemaltes Leinentüch oder Pergament , welches vor mir in der Luft schwebt. Ich schnappe mir eins, drehe es und sehe ein Bild von einem Werkzeug. Dann löst es sich in Luft auf, wie eine Nachricht für Ethan Hunt. Ich sammle noch einige von ihnen, ohne genau zu wissen was sie bewirken.

Nach der fantastischen Sightseeing-Tour in MEINEM Tal wird es langsam Zeit für neue Ziele und Aufgaben. Von Anfang an ist das Gefühl da „Ich bin hier, in dieser Welt! Das ist mein Tal!“ (Der Oger lässt grüßen). Ich probiere die Knöpfe durch. Auf A kommt ein Eimer in meiner rechten Hand, der seltsame grüne Funken sprüht und ein knorriges Loch zwischen den groben Außenlatten hat, irgendwie verzaubert. Der rote Klumpen! Ich suche die Wiese ab und finde ihn wieder. Mit der linken Hand hebe ich ihn auf lass ihn in den Eimer fallen.. ein Klick-Geräusch und er ist im Eimer verschwunden, alles klar! Wir können sammeln!

Beim Druck auf B schießt ein Strahl aus meiner Hand und ich ziele damit irgendwo hin, aha, eine grüne Teleport-Markierung zeigt sich auf dem anvisierten Boden und beim Loslassen stehe ich plötzlich 5m entfernt von meiner alten Position. So hüpfe ich etwas in der verschneiten Landschaft herum.

Nun mal X gedrückt, wow, ein Bogen erscheint in der linken Hand und gleich mit Pfeil in der Rechten. Das Einlegen des Pfeils in den Bogen geht wie gedacht und mit Trigger-Taste gedrückt und Armbewegung kann ich den Bogen samt Pfeil spannen. Ich ziele in die Luft und lasse los..woooshhh.. einfach, coole Mechanik!

Nur kurzes Jagdvergnügen

Natürlich, was machen wir jetzt? Pfeile + Hirsche = jagen! Ähm, nur blöd, es gibt keinen Pfeil mehr, muss man den jetzt wieder aufheben? Neue bauen oder irgendwo aus einem Inventar holen? Fragen über Fragen, ich werde es erst sehr viel später rausfinden. Die Jagd ist erst mal Essig, aber im Video hatte ich schon mal kurz gesehen, das man Blöcke mit Werkzeugen wie in Minecraft auch abbauen kann, nur wie?

Ich probiere weiter die Tasten durch, auf Y kommt auch wieder nur Teleport wie auf B, ok. Die Oculus-Tasten bringen mich nur in Systemmenüs, auch nicht hilfreich. Aber wir haben ja noch die Thumbstick-Tasten, jawoll! Die linke Thumbstick-Taste öffnet eine Art kleines Holzkästchen was ich in meiner linken Hand halte, das Inventar. Da sehe ich links schon mal alles was ich an Gegenständen habe und rechts zwei Leisten mit jeweils 4 Slots, die ich wahrscheinlich belegen kann. Ich sehe eine Art Zeigestrahl auf der rechten Hand und versuche einen Gegenstand in einen Slot zu ziehen und tatsächlich wird so ein Gegenstand in den Slot gelegt. Rechts sehe ich einen Stock, wohl das einzige Werkzeug was ich besitze im Moment, nun ja. Und wie bekomme ich den Stock jetzt aktiviert?

Ich schließe das Inventar wieder und drücke den rechten Thumbstick. Ein knorriger Ast erscheint in meiner Hand und ich fuchtle damit etwas herum und haue auf den Boden. Erst bilden sich ein paar Risse und dann auf einmal löst sich der Erd-/Grasblock auf und es fallen kleinere Blöcke heraus, zack in den Eimer damit. Das Gleiche probiere ich noch an einem Baum. Nach vielen Schlägen fallen auch da Holzblöcke heraus. Diese tauchen auch in meinem Inventar mit entsprechender Anzahl auf. Für Rohstoffe ist also erst mal gesorgt. Ok, erst mal genug für heute.

Geflashed vom Ersteindruck

Ich nehme die Brille ab und grinse innerlich und äußerlich immer noch, sicher nicht wegen den fehlenden Pfeilen und Werkzeugen oder dem möglichen Crafting (bin kein Minecraft-Fan) von denen ich keine Ahnung habe, sondern einfach wegen der beeindruckenden Kulisse, die dieses cyubeVR förmlich in VR malt. Das Gefühl der Größe der offenen Welt, die stimmige und wunderschöne Naturkulisse mit Wettereffekten, besonders der Schnee ist eine Augenweide! „Wow! Das war großartig!“

Ich denke mir nur, allein für diese Erfahrung ist dieses Spiel die 19,99 EUR allemal wert, selbst wenn Du es überhaupt nicht weiter spielen würdest, was für eine großartige VR-Umsetzung. Aber nach dieser ersten Session haben sich viele Fragen ergeben:

  • Woher bekomme ich Pfeile?
  • Wie komme ich an bessere Werkzeuge?
  • Wie fälle ich einen Baum (YouTube gesehen)?
  • Was ist überhaupt das Ziel des Spiels?
  • Was kann ich hier noch alles machen?

Nun wollte ich es natürlich genauer wissen und hatte mich vor der Session mit einigen Videos schlau gemacht zu den Spielmechaniken.

Wo hat Robin Hood immer seine Pfeile?

Na klar, hinterm Rücken!  Wie konnte ich nicht drauf kommen?! In VR ist das eine beliebte und häufig benutzte Spielmechanik wenn es um Bogenschießen geht. Einfach authentisch mit rechter Hand über die Schulter greifen und rechte-Triggertaste drücken, voila da ist der Pfeil. Das Schöne in cyubeVR gibt es unendlich viele davon (zumindest jetzt noch im Entwicklungsstand des Spiels, ist early access).

Ein Grund warum das Herausziehen der Pfeile auch dem Köcher am Rücken nicht so offensichtlich ist, weil in cyubeVR nicht durchgängig ein sog. Westen-Sytem verwendet wird, wo bspw. die Spitzhacke auch an der Hüfte oder am Rücken hängt, sondern diese Werkzeuge rufe ich über ein Inventar eher abstrakt auf, was Vor- und Nachteile hat. Größter Nachteil ist in meinen Augen der unnatürliche, zu erlernende Zugriff mit mehreren Tasten zum Wechsel. Vorteil ist, das man so praktisch unbegrenzt viele Werkzeuge tragen und durchschalten könnte. Aber nach einer Weile geht auch das gut von der Hand.

Der Astronautenhirsch !

Mit unendlich Pfeilen jagt es sich doch gleich besser und so mache ich mich erneut auf die Jagd. Das Wild macht keine Anstalten zu fliehen, ich spanne den Bogen, ziele, und.. daneben! Zielen muss gelernt sein . Das Spiel bietet hier keine Zielhilfe, man muss es halt üben. Zweiter Schuss.. Treffer!

WAS IST DAS?!

Der getroffene Hirsch fliegt in einer hohen Bogenlampe gefühlt 500m davon und dreht sich dabei in der Luft viele Male.. unweigerlich kommen Erinnerungen an „Ritter der Kokosnuss“ und fliegende Rindviecher auf .

Mein Sohn dazu „Das muss ein Bug sein!“ Ne sage ich, es ist so gewollt und ich finde es toll, das sich das Spiel hier nicht zu ernst nimmt. Die fliegenden Rehe haben bereits Kultstatus in der Community .

Die Hasen sind da etwas entspannter, sie bleiben einfach liegen.. nach einem Pfeil! Fleisch gibt es aber auch hier noch nicht einzusammeln (ich erfahre später, das auch das schon für spätere Releases angedacht ist, inkl. einer Gesundheitsleiste, die dann wohl auch Nahrung wie Fleisch mit einbeziehen wird)

Blöcke stecken nach Bauanleitung – Die Rezepte

Im zweiten Reiter im Inventar finde ich Bauanleitungen von Werkzeugen und anderen Gegenständen, die man zuvor durch Finden und Aufsammeln von Schriftrollen erhalten hat. Beim Klick mit den Zeigestrahl auf eines, wird eine 360° Animation des Blockmusters eingeblendet. Auch hier hatte mir ein Video geholfen, um zu wissen was hier zu tun ist.

Zuerst muss man die nötigen Baumaterialien im Inventar besitzen. Wenn nicht, müssen diese noch abgebaut werden. Es gibt sogar einen mehrstufigen Prozess, um verarbeites Holz zu erhalten (Baum fällen – Blöcke hacken – einsaugen – Rohholzblöcke bauen – Blöcke abbauen – verarbeitetes Holz).

Danach müssen diese Materialien als Blöcke aus dem Inventar entnommen und einfach an eine freie Stelle auf den Boden gestreut werden. Mit Trigger-Taste und Zeigestrahl wählt man z. B. Stein aus und zieht das Material heraus und zielt jetzt auf den Boden. Mit weiterhin gedrückter Trigger-Taste können mit Taste B beliebig viele Blöcke eines Materials ausgestreut werden (wenn vorhanden).

Half Life Alyx meets Minecraft

Ist das geschafft, werden die Blöcke nur noch nach Bauanleitung zusammengesteckt. Dabei ist bei bestimmten Blöcken (Rohholz, Kupfer z. B.) auf die Ausrichtung zu achten.

Mein Timing konnte nicht besser sein, denn kurz nachdem ich cyubeVR probiert hatte, wurde ein großes Update 36 veröffentlicht, welches ähnliche Gravitationshandschuhe wie in Half Life Alyx zur Verfügung stellt! Damit muss man sich jetzt nicht mehr nach jedem Block bücken, den man ausgestreut hat, sondern kann ihn mit gewohnter Handgelenk-Mechanik bekannt von Alyx einfach zu sich heranziehen, eine tolle Verbesserung und große Hilfe im Spiel! Auch sehr schön, das bekannte Schnapp-Geräusch aus Alyx wurde hier ebenfalls verwendet.

Beim Stecken helfen kleine graue Kugeln an den Blöcken als Orientierung und wenn man eine Verbindung hat, fangen auch die Teile grün an zu leuchten, jetzt kann man loslassen und es gibt ein Klick-Geräusch und der Block sollte an der richtigen Stelle sitzen.

 

Als Rechtshänder habe ich die Konstruktion immer in der linken Hand gehalten und mit der rechten Hand die Blöcke vom Boden zu mir gezogen und rangesteckt. Hat man die Blöcke dann nach Plan zusammengesteckt, fängt die Konstruktion an grün zu leuchten und man kann sie jetzt in den Eimer stecken.. fertig ist das Werkzeug! Bei sehr großen Konstruktionen muss man manchmal auch umgreifen, um an einer bestimmten Stelle weiter bauen zu können, denn die halbfertige Konstruktion muss immer in der Hand bleiben.

Wie ein Dyson-Staubsauger!

Übrigens wurde mir jetzt auch klar warum so grüne Funken aus dem Eimer sprühen. Der Eimer hat eine Saugfunktion. Richte ich die Öffnung zu einem Materialblock aus und bin nah genug dran, wird dieser eingesaugt. Das ist besonders hilfreich wenn sehr viele Materialblöcke abgebaut wurden und ins Inventar aufgenommen werden sollen.

Dabei sieht man auch die glaubwürdige Nutzung von Festkörperphysik. Versuche ich einen ganzen Haufen Steine in den Eimer zu saugen so stauen und verklemmen sich diese an der Eimeröffnung oder manche rutschen auch einfach vorbei.

Leichtes Schütteln des Handgelenks kann da helfen. Auf jeden Fall auch wieder ein schönes Detail, von denen es viele in cyubeVR gibt!

Irgendwann hatte ich auch einen blauen Kristall tief im Berg gefunden, mit dem ich anfangs nichts anfangen konnte. Dieser ist aber sowas wie eine universelle, magische Energiequelle und kann mit dem Eimer kombiniert werden! Ergebnis ist quasi ein Dyson 3000 mit Supersaugkraft der auf größere Entfernung bereits Blöcke einsaugt bzw. sie auch manchmal irgenwo hinschleudert, wenn man den Eimer nicht still hält.

Was ich auch noch erfahre, die blauen Kristalle sind auch gleichzeitig rote Kristalle und können die Wirkung des Eimers umkehren. Wie das geht, findet es am besten selbst heraus.

Es zieht mich in die Berge – auf geht’s!

Nun war ich genug im Tal herumgestreunt und mein Blick fiel wieder auf das im Nebel stehende, weit entfernte Bergmassiv und schon hatte mich die Entdeckerlust gepackt. Fragen wie „Wie groß ist diese Welt eigentlich?“ „Was für Gebiete gibt es hier noch zu entdecken?“ schossen mir sofort in den Kopf. Was ich schon wusste das cyubeVR jede Welt prozedural bei Start generiert und diese dann unverändert bleibt, insofern ich nichts daran mache. Neben den Grasebenen, Waldabschnitten, sollte es auch noch eine Wüste geben, diese hatte ich aber trotz ausgiebiger Erkundung meiner Umgebung noch nicht entdeckt. Aber vielleicht würde da ja ein Blick von oben auf die Welt helfen.

Je näher ich dem prozedural erzeugten Blockgebirge komme, desto beeindruckter bin ich wieder von der Kulisse. Es klappt einem förmlich die Kinnlade herunter, wie gigantisch das in VR doch wirkt! Dann beginne ich den Aufstieg, Block für Block.

Eine ganze Weile schaffe ich das noch mit einfachem Laufen, da es immer wieder Stufen gibt, die nur einen Block hoch sind, aber bald schon hilft nur noch teleportieren. Erst empfinde ich den geraden Teleportstrahl etwas störend, weil er häufig auf Hindernisse stößt. Letztlich ist das aber Spielelement, damit die Fortbewegung nicht zu einfach wird, gerade beim Besteigen von Bergen.

Ich stehe mittlerweile direkt in der Steilwand, ein Blick nach unten verrät „Ui, das ist verdammt hoch!“, auch wieder etwas was nur VR vermitteln kann. Ich suche fiebernd nach weiteren, höher liegenden Blöcken, kehre um, suche eine alternative Route, schaue wieder nach oben zum Ziel, ein neues Plateau noch viel weiter oben liegend wird sichtbar, die Abenteuerlust steigt weiter.. „Wie weit wird es noch nach oben gehen?!“. Jetzt ist mir klar, ich will ganz nach oben!

Auf der ganzen Reise nach oben ist ständig dieses tolle Höhen- und Raumgefühl, das Gefühl 100m und mehr über dem Boden herumzuklettern und wer mutig ist, schaut über eine erklommene Klippe.. ich sehe MEIN Tal jetzt kaum noch, es liegt in Spielzeuggröße etwas vernebelt, irgendwo da unten, ich habe Abschied genommen . Die Weitsicht ist dabei einfach nur beeindruckend.

Auf dem Dach der Welt!

Mittlerweile sehe ich fast nur noch Himmel beim Blick nach oben, das Ziel scheint in greifbarer Nähe. Als ich erneut ein Plateau mit Bäumen, Gras und Blumen erreiche, fällt mein Blick auf eine schwebende Insel, die nur durch einen sehr schmalen Pfad nach unten angebunden ist. „Hier werde ich bauen!“.

Im Tal hatte ich bei einem Blick nach oben schon immer winzig wirkende Vogelschwärme in weiter Entfernung am Himmel gesehen und jetzt auf dem Gipfel flogen diese wirklich in greifbarer Nähe an mir vorbei, einfach fantastisch, weil man dadurch auch wirklich einen Eindruck von der immensen Höhe der Welt bekommt.

Der Raum hier oben war jetzt natürlich klar begrenzt, im Tal gab es praktisch unendlich Baugrund, hier oben auf meiner fliegenden Insel nur eine leicht überschaubare Fläche, was eine genauere Überlegung bedurfte. Ich entschied mich für eine Art Appartement oder wie ich es dann taufte „Schloss im Himmel“ und begann nach Baumaterial zu suchen.

Bei den ersten Erkundungen schwang immer eine gewisse Angst mit, dass ich von einer dieser Inseln wieder herunterfallen könnte und nie wieder diesen fantastischen Ort finden werde. Aber mit der Zeit wich diese Angst, Vertrautheit mit VR-Steuerung, die mir in Fleisch und Blut übergegangen war, so dass ich wie eine Gazelle durch Berg und Tal rannte, stets auf der Suche nach seltenen Erzen wie Kupfer und Gold oder auch der sagenumwobenen Regenbogenblume und Kristallen.

Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen

Ja, diese seltene Regenbogenblume, die man für so manches Rezept eines Blocks benötigte, war wirklich schwer zu finden. Ich dehnte dazu meine Streifzüge über die fliegenden Inseln immer weiter aus, ohne das ich wieder komplett ins Tal zurückkehren wollte. Eines Tages, als ich heruntergefallene Blöcke vom Turmbau hinter meinem Schloss aufsammelte, wurde mir bewusst das ich immer wieder an den seltenen Regenbogenblumen vorbeigelaufen war.

Diese standen die ganze Zeit direkt an der Rückseite einer Mauer, in einem steilen Berghang, vielleicht 15m entfernt . Diese ermöglichst u. a. den Bau einer Regenbogenfackel die in allen Farben leuchtet, sehr schöner Disco-Effekt , wenn man diese irgendwo aufstellt oder an Gebäuden befestigt.

Majestätische Bauwerke in wahrer Größe

Mein Schloss hatte schon ziemlich Gestalt angenommen und ein Schmelzofen (der auch wirklich funktioniert!) stand auch im Hinterhof. Tische, Stühle, ein Kessel und natürlich schöne Wandbilder schmückten mein neues Zuhause. Morgens ging die Sonne auf und strahlte Ehrfurcht gebietend durch mein extra großes Panoramafenster.

Dann schaute ich manchmal vom Balkon hinunter, auf die Welt von cyubeVR und überlegte was ich als nächstes bauen könnte. Genau hier liegt auch ein Teil der Faszination des Spiels. Man crafted und baut völlig frei und dieser Prozess macht in VR einfach um so mehr Spaß, weil man es mit seinen Händen quasi macht und die Mechaniken so locker flockig von der Hand gehen, das man schon bald gar nicht mehr merkt das man in einem Spiel ist!

Ein Block in cyubeVR ist 0,5m hoch, breit und lang. Stapel ich 100 davon, hab ich schon einen 50m hohen Turm. Wenn man schon mal in Realität auf eine Aussichtplattform in solch einer Höhe gegangen ist, weiß man wie hoch das ist. Wenn man das mal ungesichert nur auf einer Fläche von 0,25m² in cyubeVR tut, indem man sich selbst „lifted“ durch das Bauen und Teleportieren direkt unter seinen Füßen, wird das Höhengefühl sofort präsent.

Beugt man sich jetzt nach vorn oder geht einen Schritt, beginnt der freie Fall und es stellt sich sofort dieses flaue Gefühl in der Magengegend ein, was man vielleicht auch aus Träumen kennt. Wer generell Höhenangst hat, sollte das vielleicht lassen und auch nur im Tal bauen, denn auch da hat man ja stets das tolle Mittendringefühl, genau das was mir in Spielen am Monitor heute immer mehr fehlt bzw. wofür ich mich nicht mehr interessiere.

Und so baue ich, eine Idee nach der anderen schießt mir in den Kopf, „Du könntest ja hier noch ein Fensterchen bauen oder grab doch ein Loch in die fliegende Insel und einen Treppenabstieg zum nächsten Plateau, wie wäre es mit einer Regenbogenfackel, am Turmeingang oder wie wäre es auf den höchsten Punkt noch mal eine gigantisch hohe Aussichtsplattform zu bauen, wie wird es von da oben aussehen?“

Während dieser kreativen Konversation mit sich selbst merkt man letztlich gar nicht wie Stunde um Stunde vergeht, bis man sich irgendwann dabei ertappt wieder 1000 Steine aufeinandergestapelt zu haben, hockend auf einer 30m hohen Mauer, überlegend wo man den nächsten Stein hinsetzt.. mit leicht mulmigen Gefühl beim Blick nach unten.

Da vielleicht einen Balkon, ein Fenster, eine Treppe oder Verbindungsmauer? Es ist einfach fasziniert wie toll das cyubeVR schafft einen so in den Bann zu ziehen, wenn man sich darauf einlässt, sich die Zeit nimmt.

Man muss nicht Minecraft-Spieler für cyubeVR sein – Anekdoten

Ja, cyubeVR ist eine kleine Perle, denke ich mir im Rückblick an die erste Session. Wieso ist Dir das Spiel nicht früher aufgefallen? Nun, ganz einfach:

a) bin ich kein Minecraft-Fan. Wenn ich meinen Kindern oder anderen dabei zuschaue, stellt sich mir immer wieder die Frage: „Was ist die Aufgabe, das Ziel?“ schnödes Bauen mit Blöcken? Keine Lust! Nun gut beim Multplayer-Battle kann ich es noch verstehen, aber da hat mich die primitive Blockgrafik mit bewusst verpixelten Texturen nie angesprochen und

b) dann war da auch der Preis von 19,99 EUR, nur zum Probieren von einem „Minecraft-Klon“ das Spiel kaufen?

Ok, b) ist eigentlichkein Thema, weil man innerhalb von 14 Tagen unter 2h Spielzeit das Spiel nach Kauf bei Steam zurückgeben kann, daran hatte ich nicht gedacht. Der Antrieb cyubeVR doch mal auszuprobieren, kam eigentlich nur wegen VR. Ich wollte wissen wie Minecraft in VR aussieht, ob man ggf. sogar RTX aktivieren kann und somit die 3D-Blockwelten so in neuem Glanz, richtig räumlich erstrahlen lassen kann. Das hätte mich auch technisch interessiert, ob machbar.

Im Discord der VR-Legion las ich dann in Diskussionen wie schlecht Minecraft VR letztlich sein soll, da die Eingabemethoden nicht von grundauf für VR entwickelt wurden, praktisch nur portiert (Maus/Tastatur, Gamepad) und da fiel dann auch der Titel „cyubeVR“ und Beschreibungen wie „das bessere Minecraft für VR“. Daraufhin googelte ich dann Videos und sah das erste Mal die Holzhack-Mechanik bei VoodooDE VR, wo die halbierten Baumstücke akkurat genau an der Stelle wo man mit der Axt schlägt (durch authentische Armbewegung) gespalten werden und das war schon Anfang 2018! Wieviel hatte sich in 2,5 Jahren jetzt schon wieder getan bei einem Early Access Titel der noch in Entwicklung ist?! Da war ich dann schon ziemlich neugierig! Ab dem Zeitpunkt war mir klar, da steckt mehr drin, als was Du von Minecraft kennst.

Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, das auch relativ häufig der Entwickler von cyubeVR bei der VR-Legion mit auftaucht mit dem Kürzel @sbsce, was für Stonebrick Studios steht. Ich las durch die Recherche dann zufällig einen Artikel das cyubeVR auch einen neuen Name sucht und da ich auch schon drei verschiedene Aussprachevarianten auf Youtube gehört hatte (seijubWieAr, KeijubWieAr, kjubWieAr,..) und eben auch schon an eine Namensänderung gedacht hatte, bildete ich mal verschiedene Zufallspaare aus zwei thematisch passenden Wörtern, ähnlich Minecraft und ging dann mit meiner Liste in den cyubeVR Discord bzw. schrieb den @sbsce direkt an. Daraus ergab sich dann ein längerer, interessanter Chat, der mir klar machte, das ein richtig tolles Spieleprojekt mit 4,5 Jahren Entwicklungszeit dahintersteckt!

Die Namensänderung hab ich dann allerdings schnell aufgegeben, da die Community rund um cyubeVR schon so daran hängt, das jegliche Diskussion zu nichts führte. Was mich um so mehr erstaunte ist, dass es sich bisher um ein Einmann-Projekt handelt und der Entwickler praktisch Vollzeit, mit viel Herzblut über 4,5 Jahre jetzt schon dran entwickelt.

In unserem ersten Chat zur Namensänderung, hatte ich das Spiel noch nicht mal probiert.. und wollte gleich den Namen ändern. Nach dem Ersteindruck, siehe oben ist mir aber klar geworden, wie viel Arbeit, Liebe zum Detail letztlich im Spiel steckt. Es gibt ungeheuer viele Spielmechaniken, die mir erst nach mehreren Sessions auffallen, kleine, aber feine Details, die das Spiel noch liebenswerter machen.

Custom Blocks mit tollen Effekten

Eigene Blöcke kann man in cyubeVR schon seit einiger Zeit erstellen, aber mit Update 38 jetzt auch mit normal mapping (3D-Effekt), glow mapping (Selbstleuchten) und sogar Animationen (16 Bilder). Da ich mich schon sehr lange mit 3D-Grafik, Modellierung beschäftigte, wollte ich diese Möglichkeit natürlich unbedingt mal in VR ausprobieren, in Zusammenhang mit der Unreal Engine 4. Gesagt, getan und so erstellte ich eine Reihe von Demoblöcken, die dieses neuen Möglichkeiten nutzen und in der Bekanntgabe zum Release 38 auch mit erwähnt wurden:

Mit dem beta-Zugang kann jeder der will auch sowas vor Release schon neue Funktionen ausprobieren. Jeder custom block hat natürlich auch sein eigenes Rezept (Muster, Materialien, Werkzeug, Anzahl) was Du Dir selbst ausdenkst und im JSON integrierst.

Damit wird bestimmt wie die Bauanleitung dafür aussehen muss, wieviele Blöcke Du bekommst und mit welchem Werkzeug man den Block wieder abbauen kann. Folgend ein Beispiel, welches auch im Steam Workshop zu finden ist.

Crystal Structure

Für mich war das eine weitere tolle Möglichkeit die VR-Erfahrung zu erweitern und gibt cyubeVR damit eine Menge mehr an Inhalten.

Selbst Inhalte ins Spiel zu bringen und andere zu sehen, wie diese die Inhalte in ihrem Spiel nutzen und sogar streamen (s. Liste unten) ist einfach sehr befriedigend.

Im Moment sind es 124 custom blocks, die man abonnieren kann und ich denke es werden in Zukunft noch viele dazu kommen, probiert’s aus. Ein Tutorial gibt es oder fragt im #modding Kanal auf dem Discord.

Fazit und Weiteres

Kennt Ihr das, ihr erlebt etwas und während das passiert wird euch bewusst „Das ist was ganz Besonderes, dieser Moment wird nicht wiederkommen!“. So geschehen mit mir als ich die erste halbe Stunde in cyubeVR verbrachte.

Hier hat der Entwickler (ja ein Mensch) etwas Einzigartiges geschaffen. Ich möchte das eigentlich auch gar nicht mit Minecraft und Co. vergleichen, weil die Art und Weise wie das Spiel gespielt wird, wie ihr die Welt erlebt und mit ihr interagiert einfach komplett anders ist, etwas was eben nur VR schafft.

Das Gefühl der Anwesenheit in dieser Parallelwelt ist unglaublich! Und tatsächlich, falle ich einmal aus Versehen von einer Klippe oder meinem selbst gebauten Schloss, spüre ich das flaue Gefühl im Magen und steige nach meiner Landung etwas genervt wieder nach oben.

„Das Gefühl der Anwesenheit in dieser Parallelwelt ist unglaublich!“

Das macht aber überhaupt nichts, denn das Mittendringefühl ist einfach zu groß, die nach einer Weile leicht von der Hand gehende Steuerung zu gut, die toll ausgearbeiteten Spielmechaniken zu spaßig. So ein Sturz aus 30m Höhe macht gleichzeitig den Bau und die Erkundung um ein Vielfaches spannender, authentischer, als man es je mit einem „flachen“ Spiel auf einem kleinen Bildschirm erleben könnte.

Wenn in Zukunft dann noch neue Spielmodi und Multiplayer dazu kommen und die jetzt schon starke Community (über 1000 Leute auf Discord) sich auch im Spiel treffen kann, könnte cyubeVR wirklich viele Leute erreichen, die jetzt vielleicht noch zögern, noch kein VR-Headset besitzen, weil sie die aus anderen Spielen gängigen Spielmodi vermissen. Ich für meinen Teil kann nur sagen, für die gerade mal 19,99 EUR die diese Perle der VR kostet, brauche ich nicht lang überlegen.

Unterstützt die Indie-Entwickler!

An der Stelle noch ein ganz wichtiger Hinweis zum Entwickler @sbsce. Dieser kümmert sich trotz der Eigenprogrammierung auch noch intensiv um seine Community, beantwortet Fragen, diskutiert ab und an Themen auf dem eigenen Discord, stets freundlich und ist auch in anderen Kanälen aktiv. Das hat mich auch sehr beeindruckt bzw. zeigt mit wieviel Herzblut er dabei ist. Er schweisst die VR-Community zusammen, hört auf Kritik und Verbesserungswünsche und sollte unbedingt durch den Kauf des Spiels unterstützt werden! Denn letztlich lebt er einzig und allein von den Einnahmen über Steam und davon hängt auch ab, ob das Spiel eben doch noch Mulitplayer bekommt oder nicht!

Folgend auch noch andere kleine VR-Projekte die gerade jetzt im Summer Sale auf Steam einfach zu unterstützen sind, wenn das Spiel gefällt:

Rainbow Reactor
(3-gewinnt mit schöner Kugelphysik, wo man quasi bunte Kugeln in Bowling-Größe selbst wirft um gleiche Farben zusammenzubringen)
https://store.steampowered.com/app/789090/Rainbow_Reactor/

VRWorkout auf Steam
(eine Fitness-App die sogar einen spaßigen Kampfmodus dabei hat, gibt es auch für Oculus Quest über Sidequest zum Ausprobieren)
https://store.steampowered.com/app/1346850/VRWorkout/
VRWorkout Vorabversion
https://vrworkout.at/

VR Furballs – Demolition
(spaßige und abwechslungsreiche Zerstörung mit Fellbällen)
https://store.steampowered.com/app/704470/VR_Furballs__Demolition/

hoVRboard
(Snowboard fahren mit Handsteuerung)
https://store.steampowered.com/app/1081120/hoVRboard/

Wenn ich eine Wertung abgeben müsste, würde ich aktuell sagen 9/10, es ist einfach ein großartiges Erlebnis und Spiel und hat noch so viel Potenzial!

(Autor: Tino)

cyubeVR
cyubeVR
Entwickler: Stonebrick Studios
Preis: 27,99 €

 

 

Teile diesen Beitrag

Einige der Links in diesem Artikel sind (unter Umständen) sogenannte Affiliate-Links. Mit einem Kauf über einen dieser Links bekommen wir eine kleine Provision, für euch ändert sich nichts.

3 Kommentare

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.