Vive Wireless Adapter im Test – praktisch aber teuer

Der Vive Wireless Adapter wird oben auf der VR-Brille montiert
Der Vive Wireless Adapter wird oben auf der VR-Brille montiert

Das Kabel kann noch so lang sein, irgendwann stört es beim VR-Genuss. Wir haben den Vive Wireless Adapter getestet: Lohnt sich kabellose VR?

Virtual Reality ohne störende Strippe zum PC – das gehört bei vielen Nutzern und wohl bei noch mehr abwartenden potentiellen VR-Gamern ganz weit oben auf die Wunschliste. Mit dem Vive Wireless Adapter lässt sich dieses Kriterium zumindest für die HTC-Brillen erfüllen. Doch lohnt sich die Investition von immerhin 345 Euro (und noch höheren Kosten für Nutzer der Vive Pro) überhaupt für den Wegfall des Kabels? Wir haben von HTC ein Testgerät zugeschickt bekommen, es installiert und getestet.

Installation des Vive Wireless Adapters

Für PC-Noobs ist die Installation des Adapters nicht unbedingt geeignet. Dem Set liegt eine PCIe-1X Adapterkarte für den Desktop-PC bei, die vor dem Betrieb eingebaut und installiert werden muss. Damit fallen Notebooks schon einmal heraus, ihnen fehlt die Möglichkeit eine solche Karte einzubauen. Schade, dass es offenbar noch keine USB-Lösung für das genutzte WiGig-WLAN von Intel gibt. Auf der Adapterkarte befindet sich zudem ein großzügiger passiver Kühler, der auch recht warm wird – schlechte Voraussetzungen für USB.

Im Rechner sollte dafür natürlich ein entsprechender Steckplatz vorhanden und zugänglich sein. Immerhin ist die Steckkarte recht klein, so dass sie auch direkt unter einer Grafikkarte montiert werden kann ohne deren Kühlleistung zu beeinflussen.

Anschließend sorgt HTCs Setup-Software für die restliche Einrichtung – das ging nach einem Neustart dann auch erfreulich problemlos. Der Vive-Adapter muss nur mit Strom aus der beiliegenden und vorher zu ladenden Powerbank versorgt werden, anschließend genügt ein längerer Druck auf das als Button ausgelegte Vive-Logo und der Adapter nimmt Verbindung mit der WLAN-Antenne der Steckkarte auf.

Bevor es losgehen muss, solltet ihr das „Hörnchen“ mit dem Vive-Teil der Funklösung nach Anleitung auf der VR-Brille montieren. Für die Vive Pro wird ein zusätzliches und mit 75 Euro unverschämt teures Zusatzteil mit anderem Anschlusskabel und Befestigungssystem benötigt. Vergesst nicht die Antenne an die PCIe-Karte zu schrauben!

WiGig: 60 GHz WLAN in Zusammenarbeit mit Intel

Apropos Antenne: Diese ist mit einem recht langen Anschlusskabel ausgestattet, so dass ihr etwas Freiraum beim Platzieren habt. Da WiGig auf eine Funkfrequenz von 60 GHz setzt (zum Vergleich: Euer Router wird wohl 2,4 und bestenfalls noch 5 GHz beherrschen) ist die Bandbreite zwar gigantisch, die Reichweite aber eher gering. Ihr müsst die Antenne also möglichst nah an eurem Spielbereich anbringen. Außerdem sollte sie über eurem Kopf montiert sein, damit sich Adapter und WLAN möglichst gut „sehen“ können. Schon ein Blatt Papier vor der Antenne lässt die Verbindung abbrechen..

Zum Betrieb des Vive Wireless Adapters wird eine PCIe-Steckkarte benötigt (liegt aber bei..)

Entsprechend sind aber auch Befürchtungen zur gefährlichen Funkstrahlung nicht nötig: Die Strahlung durchdringt weder Papier noch Haut, geschweige denn Knochen. Warm wird der Funkadapter auf dem Kopf aber schon – auch wenn die Powerbank am Gürtel getragen wird und somit keine zusätzliche Wärme hinzusteuert. Ich habe es aber auch bei mehrstündigen Spiele-Sessions nicht geschafft, mir dabei den inzwischen immer spärlicher behaarten Schädel zu verbrennen – das kann bei der Vive Pro aber schon wieder anders aussehen. Mangels Vive Pro war uns ein solcher Test aber nicht möglich.

Virtual Reality ohne Kabel – ein (teurer) Traum

Endlich eingerichtet ist der Betrieb des Vive Wireless Adapters erfreulich unauffällig. Selbst bei schnellen Bewegungen ist keine Latenz zu spüren, das Bild ist zudem ebenso klar und scharf wie per Kabelübertragung. Kompressionsartefakte gibt es keine und auch das Mikrofon der Vive funktioniert via Funk.

Ein Kabel muss aber trotzdem verbunden sein: Das USB-Kabel zur Powerbank. Diese bietet Strom für 2,5 bis 3 Stunden, das ist ok aber für Intensivspieler oder VR-Legionäre klar zu wenig. HTC weist zwar oft darauf hin, nur die originale HTC-Powerbank zu benutzen, wir konnten jetzt aber auch mit einem Gerät von Anker keine Nachteile ausmachen. Ihr müsst ein wenig schauen wo und wie ihr die Powerbank an euch befestigt damit ihr nicht mit dem Stromkabel kämpft.

Ein kurzes Anschusskabel verbindet den Wireless Adapter mit der Vive

Der Wegfall des Kabels ist je nach Spiel unterschiedlich groß aber immer positiv spürbar. Selbst bei sitzenden VR-Erfahrungen fühlte ich mich freier weil kabellos. Spiele wie Blade and Sorcery hingegen spielen sich wie Tag und Nacht:  Die Freiheit sich im Kampf herumwirbeln zu können ohne mit jeder Drehung weniger VR-Reichweite zu haben ist verdammt hilfreich. Auch bei In Death übrigens. abraxa bescheinigt auch Beat Saber einen klaren Vorteil mit der Wireless-Lösung.

Probleme mit AMD Ryzen und dem Vive Wireless Adapter

Einige Nutzer berichten schon seit längerem über Probleme mit dem Vive Wireless Adapter in Verbindung mit einem Ryzen-PC. Im Betrieb soll es zu Bluescreens und abgestürzten VR-Anwendungen kommen. Die Probleme scheinen so handfest, dass HTC es offiziell eingesteht und Ryzen-Nutzern eine Rücknahme anbietet.

Wir waren entsprechend neugierig ob sich die Probleme mit unserem Vive-PC mit AMD Ryzen 1600X nachvollziehen lassen. Allerdings sagt auch HTC, dass nicht jeder AMD-Rechner betroffen ist – unser Ryzen-Rechner jedenfalls zeigt keine Bluescreens oder Abstürze mit dem Vive Wireless Adapter. Nutzer einer solchen CPU sollten sich also nicht komplett abschrecken lassen. Es bleibt ja auch noch:

Der Preis als größter Kritikpunkt

HTC Powerbank für Vive Wireless
Die HTC-Powerbank steckt in einer Halterung für den Gürtel, geladen wird per QuickCharge und USB C.

Im Gegensatz zur TPCast Wireless-Lösung ist das offizielle Vive Wireless Set deutlich bequemer nutzbar. Allerdings zu einem noch höheren Preis: HTC verlangt 345 Euro für den Wireless Adapter inklusive der PCIe-Karte. Nutzer der Vive Pro benötigen ein zusätzliches Anschluss-Set für stattliche 75 Euro. Wer länger als 2-3 Stunden am Stück spielen möchte sollte außerdem in eine kräftige Powerbank investieren.

Eine nicht unbedingt geringe Investition nur um das Kabel wegfallen zu lassen. Und dennoch ist das Spielgefühl ohne Kabel extrem beeindruckend und befreiend. Wir hoffen also auf die Zukunft und eine größere Verbreitung von 60-GHz-WLAN um die Preise für die Hardware fallen zu lassen. Oder auf Programmierer die es schaffen, ein gutes Wireless-Erlebnis mit 5 GHz WLAN zu entwickeln. Denn eigentlich wollen wir gar nicht mehr auf Wireless-VR verzichten – dennoch ist der Preis viel zu hoch für eine spontane Investition.

 

 

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