Sam & Max – Das chaotische Team hat nun auch die virtuelle Realität unsicher gemacht

Vielleicht kennen noch einige von euch die Abenteuer von Sam & Max. Wir haben das dynamische Duo für euch in VR begleitet.

Sam & Max sind zurück. Das Dreamteam versucht nun auch in der virtuellen Realität den Schurken das Handwerk zu legen. Mit „Sam & Max: This Time It’s Virtual“, erschien heute ihr erstes VR-Abenteuer. Der Hund mit dem Hut und das gewaltbereite Kaninchen bestechen hier mit einem schlagfertigen Humor und NPCs, die nicht verrückter sein könnten. Ich habe mich nun der Freenlance-Polizei als Kadett angeschlossen und erstelle für euch einen ausführlichen Bericht, was euch erwartet und wie sich das Duo in der virtuellen Realität so schlägt. Also Headset auf und ran an die Polizeiausbildung.

Heute begleiten wir Sam & Max auf ihren kniffligen Fällen.

Geschichtsstunde

Sam & Max sind schon alte Hasen in der Videospielszene. Von einst einer Reihe von kurzen Comic-Auftritten bekam der Erfinder von Sam & Max die Chance, das verrückte Team auch als Videospiel zu verwirklichen. Das erste Sam & Max Spiel erschien 1993 unter LucasArts und hatte den Namen „Sam & Max – Hit the Road“. Schnell wurde das Spiel zu einem Hit und das iconische Duo lebte von seinem harschen Humor und verrückten Fällen, die sie als Freelance-Polizei lösen mussten. Darauf folgten leider Jahre von Fehlschlägen. Neu angekündigte Sam & Max Spiele wurde nach und nach aufgegeben und gecancelt und das Team geriet immer mehr in Vergessenheit. Bis 2007 endlich Telltale den Fluch gebrochen hat und mit zwei aufeinander folgenden Spielen (Sam & Max: Save the World und Sam & Max: Beyond Time and Space) die beiden Ermittler wieder ins Rampenlicht gebracht hat.

Im Jahr 2010 ist dann noch ein weiteres Spiel von Telltale erschienen, was den Namen „Sam & Max: The Devil’s Playhouse“ trägt. Alle Spiele erhielten Top-Bewertungen und trotzdem ist die Reihe wieder für knappe 10 Jahre in der Versenkung verschwunden. 2020 ist dann eine Remastered Version von „Sam & Max: Save the World“ erschienen und ist auf Steam und auf der Nintendo Switch erhältlich. Doch nun in 2021 können wir die beiden bekloppten Polizisten auch in VR erleben. Mit „Sam & Max: This Time It’s Virtual“ erscheint heute am 08.07.2021 ihr erstes VR-Abenteuer, und wir werden es für euch testen. Das Gute ist, dass der Sam & Max Erfinder und viele Leute, die auch 1993 an dem ersten Abenteuer unserer felligen Freunde gewerkelt haben, wieder an Bord sind. So auch die originalen Stimmen von Sam & Max.

Trotz des Alters hat selbst das 1993 erschiene Spiel noch seinen Charme.

Gameplay

Das Gameplay setzt sich zum einen aus diversen Ausbildungsmissionen zusammen, die euch zu einem richtigen Freelance-Polizisten machen sollen. Zum anderen aus Ermittlungsabschnitten, wo ihr diverse Rätsel lösen müsst, um euren Fall voranzubringen. Die Ausbildungsmissionen bestehen meisten nur auf einer Abfolge von kleinen Minispielen, die ihr innerhalb eines kleinen Zeitfensters absolvieren müsst oder ihr müsst diversen Dingen ausweichen, um eure Überlebenschance als Diener des Gesetzes zu erhöhen. Leider sind die meisten dieser Minispiele eher langweilig oder frustrierend. Ich habe mir während meiner Spielsession oft gewünscht, dass diverse Minispiele einfach enden. Ein Paar von ihnen haben sich richtig in die Länge gezogen und haben mich teilweise gar nicht auf diverse Spielmechaniken vorbereitet, die ich innerhalb des Spieles begegnet bin.

Ein paar Minispiele hatten es doch in sich.

Die Ermittlungsabschnitte waren dagegen ganz gut. Ihr versucht verschiedene Rätsel zu lösen, um so die ganze Geschichte zu entfalten. Und diese Rätsel sind nicht immer ganz einfach. Oft hätte ich aber auch hier gerne in den virtuellen Schreibtisch von Sam gebissen, da manche Lösungswege nicht logisch sind. Und die Tipps, die man von Sam und Max bekommt, helfen einem auch nicht immer weiter. Ich habe es zwar geschafft, mich durch so manche frustrierende Situation durchzubeißen, aber oft blieb der Spaß auf der Strecke. Die liebenswürdigen Chaoten machen aber viele Situationen mit ihrem schlagfertigen Humor erträglich.

Etwas auf die Augen?

Grafisch ist das Spiel okay. Man merkt leider die Limitationen, da es sich hier im Test nur um ein Quest-Spiel handelt und dieses auch flüssig auf der älteren Quest 1 laufen muss. Trotzdem kann sich die Grafik hier und da sehen lassen und auch die Charaktermodelle aller Figuren sehen gut aus und alles passt in das Universum von Sam & Max. Das Büro der beiden Ermittler wurde zum Beispiel sehr liebevoll in die virtuelle Realität befördert und es macht Spaß in der Welt von Sam & Max zu sein. Ab und zu wirken manche Areale aber eher aufs Nötigste reduziert und ich hätte mir mehr Details gewünscht und eine etwas mehr lebendigere Welt. Auch größere frei erkundbare Areale und mehr Interaktion mit NPCs wäre toll und dies fehlt leider sehr. Aber das hätte auch das Budget des Games um ein Vielfaches gesprengt. Aber man wird ja noch träumen dürfen.

Die Grafik ist noch recht solide für einen Quest Titel…doch leider nicht überall.

Das Spiel wird neben der Quest Version auch bald auf Steam erscheinen und ich werde mal schauen, ob sich irgendwelche Grafikunterschiede zeigen werden. Doch Grundelegend scheint es so, als wäre das Game extra designed, um auf der Quest 1 laufen zu können.

Nur etwas für Fans?

Nun kommen wir zum schweren Part. Ich habe zuvor noch nie ein Sam & Max Spiel gespielt und habe mir daraufhin einen kompletten Playthrough von Sam & Max – Hit the Road angesehen (Danke Day9) und mich direkt in die beiden verrückten Charaktere verliebt. Sam & Max sind einfach liebenswert und der trockene und ironische Humor tragen wirklich das Spiel hier auf ihren Schultern. Und ja, der Humor ist nicht für jeden gemacht und so ist auch das Spiel nicht für die breite Masse ausgelegt. Doch kann man leider kein Spiel nur auf Nostalgie und deren Hauptcharakteren aufbauen. Das gesamte Konzept muss stimmen und daran sind die Entwickler leider ganz knapp vorbei gesegelt. Während einige Missionen Spaß machen, wirken andere wie eine aufgesetzte Minispielsammlung.

Hier habt ihr mal einen Vorgeschmack auf den schwarzen Humor von Sam & Max

Ist das Spiel einen Blick wert? Ja, aber erwartet hier kein komplett durchdachtes Detektivspiel, wo ihr komplexe Fälle löst und große Ermittlungen auf die Beine stellt. Es ist eher ein leichtherziges Spiel mit viel Humor und diversen Minispielen, gewürzt mit kleineren Rätselabschnitten. Fans der Reihe kommen durchaus auf ihre Kosten, wo neuere Spieler sich erst an den ehrlichen Humor von Sam & Max gewöhnen müssen. Ich mag die beiden Draufgänger und hatte zeitweise viel Spaß und würde mir irgendwann sogar einen Nachfolger wünschen.

Sprachbarriere

Für alle unter euch, die der englischen Sprache nicht mächtig sind, kann das Spiel durchaus zum Problem werden und ihr solltet auf ein Sprachupdate warten. Viele Rätsel sind nicht einfach zu lösen und ihr bekommt immer wieder Hinweise von euren Mitstreitern, wie man diese Rätsel lösen kann. Und auch der Humor von Sam & Max bleibt auf der Strecke, wenn ihr kein Wort verstehen könnt. Alles, was dann noch bleibt, ist eine Minispielsammlung mit sehr frustrierenden Rätselabschnitten. Deshalb kann ich das Spiel zum Launch keinem empfehlen, der keine guten Englischkenntnisse beherrscht. Es gibt zwar Untertitel, diese sind aber auch nur in Englisch vorhanden. Für manche vielleicht doch ganz hilfreich, aber ohne Englisch-Sprachkenntnisse bleibt ihr hier auf der Strecke. Die Developer haben aber bereits bekannt gegeben, dass schon bald weitere Sprachen zur Untertitelauswahl hinzukommen. Darunter auch Deutsch, Spanisch usw.

Leider gibt es keine deutschen Untertitel.

Fazit: Spaß und Frust halten sich die Waage

Leider konnte mich das Spiel nicht vollends überzeugen. Ich hatte teilweise sehr viel Spaß, aber an manch anderen Spielsituationen hat sich sehr viel Frust oder sogar Langeweile breit gemacht. Statt einer nicht enden wollenden Abfolge an kleinen Minispielen hätte ich mir eher einen Ablauf wie in Accounting+ gewünscht, wo man etwas mehr Storyelemente und noch mehr von dem Sam & Max Humor unterbringen hätte können. Denn grade von dem Humor und den beiden Hauptcharakteren lebt das Spiel. Der Rest ist in meinen Augen nur okay. Einige Minispiele machen Spaß, andere sind einfach nur zum Haare raufen und man ist froh, wenn es vorbei ist. So ging es mir die meiste Zeit vor allem während den Ausbildungsmissionen. Das Spiel bietet um die 4-7 Spielstunden und ich hätte lieber auf eine Stunde verzichtet, für einen flotteren Ablauf und weniger nervige Minispiele.

Der Humor und Charme von Sam & Max sind aber erhalten geblieben und darüber bin ich sehr froh, auch wenn nicht jeder mit dem trockenen Humor von den beiden zurechtkommen wird. Aber somit ist das Spiel einen Blick für jeden Sam & Max Fan wert und auch für die, die es mal werden wollen. Ich hoffe aber, dass wir irgendwann einen Nachfolger bekommen werden, der sich mehr mit den Charakteren, Interaktionsmöglichkeiten und Rätseln befasst, statt mit einer großen Minispielsammlung aufzuwarten. Aber es ist auch schwer, ein Point & Click Abenteuer in die virtuelle Realität zu portieren. Und auch mit einem größeren Budget wäre bestimmt auch noch mehr drin gewesen. Ich wünsche mir einfach mehr Storyelemente, die auch Spaß machen. Vielleicht eine kleine Stadtrundfahrt mit Sam & Max, wo man nebenbei verschiedene, verrückte Dinge nebenbei sehen kann. Stealth Elemente. Und viel mehr.

Dafür bräuchte man aber ein größeres Team und ein viel größeres Budget. Aber man wird ja noch träumen dürfen. Trotzdem ist das Spiel recht solide, aber nicht für jedermann. Ich bin aber froh, es gespielt zu haben und Sam & Max fast real gegenüberzustehen zu können.

 

Vielleichts sehen wir Sam & Max in der Zukunft wieder (Bild von Steven Ray Brown)

Link zur Oculus Quest Version

Sam & Max: This Time It's Virtual!
Sam & Max: This Time It's Virtual!
Entwickler: HappyGiant
Preis: 24,99 €
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